Neues
02. Juli 2024
Danke, Willi
Eine meiner wichtigsten Erinnerungen an Willi ist die, als er mich in den Arm genommen hat.
So wie ich ihn als kleines Mädchen kennengelernt habe, geht er damit außerhalb seiner Familie nicht allzu verschwenderisch um. Aber in diesem Moment hat er mich wirklich fest gedrückt, weil er froh war, dass es mir gut geht, und das hat mich sehr berührt.
Der Thäler Kerbe Verein ist meine erweiterte Familie und Willi Girold gehört ganz vorne dazu – weil er so ein wunderbarer Mensch ist und weil er immer da ist.
Doch jetzt sitzt Willi nicht mehr im Wohnzimmer und hat ein Auge auf uns und auf das, was wir in der Steinstraße veranstalten. Oder verunstalten. Er setzt auch nicht mehr die Brille auf, sucht den feinsten Pinsel heraus, um die Kronberger Burg einzufangen.
Willi hat seinen letzten Bembel gemalt.
Vielleicht gibt es keine schöneren Worte für seinen Abschied bei uns.
Denn auf keinen Fall konnte man ihn auf das Malen für den Verein reduzieren, aber in seinen Händen und in seinem Blick lag die Kunst.
Und ganz sicher war sie seine Art, sich auszudrücken.
Lieber Willi,
danke, dass ich Dein Wappen nacharbeiten durfte und dass Du mir gezeigt hast, wie Du die Bembel bemalst. Ich wünsche mir, ich hätte mich getraut, noch mehr von Dir zu lernen.
Ja, wir dürfen traurig sein, dass er gegangen ist.
Aber ebenso dürfen wir uns darüber freuen, dass er hier gewesen ist. Dass wir ihn kennengelernt haben.
Wenn wir ehrlich und tief in uns hinein hören, dann wissen wir, dass er dort noch ist.
Und immer bleiben wird.
Am Dienstagabend können wir ihn in den Lämpchen sehen, die sich wie bunte Sterne zwischen den Häusern spannen, und in dem Lachen, das auf das Pflaster der Steinstraße fällt.
Zumindest werde ich ihn dort suchen.